WHO setzt Standards für Ausbildung und Praxis der Ayurveda-Medizin

WHO-Delegation bei Experten-Meeting in Jamnagar, November 2019

Seit über zwei Jahrzehnten arbeitet die Weltgesundheitsorganisation (WHO) an Maßnahmen zur Qualitätssicherung von Traditionellen Medizinsystemen. Besondere Aufmerksamkeit gilt hierbei auch der Ayurveda-Medizin, dem traditionellen Naturheilkundesystem Südasiens.

Nicht nur in Deutschland steigt die Nachfrage nach Ayurveda stetig. Dabei zeichnet sich eine Entwicklung von ursprünglich überwiegenden Wellness-Angeboten hin zu einer ärztlich geführten Ayurveda-Therapie deutlich ab. Entsprechend gut vertreten ist der Ayurveda auch an der Charité Hochschulambulanz für Naturheilkunde am Immanuel Krankenhaus Berlin und in der Privatpraxis Immanuel Medizin Zehlendorf . Mehrere ärztliche Ayurveda-Sprechstunden, umfangreiche Ayurveda Manual-, Ernährungs- und Yoga-Therapie sowie Mind-Body-Medizin werden an beiden Standorten durchgängig angeboten. Die therapeutischen Erfolge vor allem bei chronischen Erkrankungen ziehen jährlich größere Patientenzahlen an. Auch wissenschaftlich kann die Wirksamkeit der Ayurveda-Medizin zunehmend besser belegt werden, wie verschiedene Studien, u.a. aus der Forschungsabteilung der Charité Hochschulambulanz für Naturheilkunde zeigen, z.B. bei der Kniegelenksarthrose. Insgesamt befindet sich die Forschungslandschaft entsprechend der Kriterien der evidenzbasierten Medizin jedoch noch in einer Anfangsphase.

Basis für eine sichere und wirksame Praxis der Ayurveda-Medizin ist eine hohe und standardisierte Qualität in der Ausbildung von mit Ayurveda arbeitenden Ärzten und Therapeuten. Hierfür sollten auf globaler Ebene Kriterien für die Praxis der Ayurveda-Medizin definiert werden, um Patienten eine optimale und sichere medizinische Versorgung mit Ayurveda weltweit zu garantieren. Diesen Zielen widmete sich die WHO in Form eines Experten-Meetings, das vom 26. bis 29.11.2019 in dem westindischen Bundesstaat Gujarat abgehalten wurde. Aus 22 Nationen wurden über 50 Ayurveda-Experten von der WHO geladen, um das Richtliniendokument für die Ayurveda-Ausbildung aus dem Jahr 2010 zu überarbeiten und ein entsprechendes WHO-Dokument für die Praxis der Ayurveda-Medizin zu entwickeln.

Reisebericht

Elmar Stapelfeldt, der in der Naturheilkunde Ambulanz des Immanuel Krankenhauses am Wannsee die Ayurveda-Ernährungstherapie etabliert hat und dort seit mehreren Jahren als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Ayurveda tätig ist, war als offizieller Vertreter Deutschlands zu diesem Treffen eingeladen. Lesen Sie seinen Reisebericht:

„Nach mehreren Jahren geht es wieder ins Ursprungsland des Ayurveda! Bereits 1994 machte ich meine erste Studienreise nach Indien – als es noch keine nennenswerten Ausbildungsmöglichkeiten für Ayurveda-Medizin in Deutschland gab. Insgesamt sind es inzwischen über zwei Jahre, die ich in diesem faszinierenden Land zugebracht habe – ein Land, in dem Ayurveda in den Familien seit Generationen gelebt und an modernen Universitäten gelehrt wird. 2001 kam sogar meine eigene Familie für mehrere Monate mit nach Indien, da ich die klinische Ausbildungszeit bei meinem Lehrer Dr. S.N. Gupta absolvierte. Meine Tochter feierte dort ihren ersten Geburtstag und die frühesten Kindheitserinnerungen meines Sohnes stammen vom Gelände des Ayurveda-College in Nadiad im Staate Gujarat, dessen Lehrkrankenhaus Dr. Gupta bis heute als Chefarzt vorsteht. Damals war die globale Entwicklung des Ayurveda noch nicht abzusehen.

Umso erhebender war das Gefühl, jetzt von der WHO als Experte geladen zu sein, um internationale Standards für Ayurveda zu entwickeln. Ausrichter war die Abteilung des indischen Gesundheitsministeriums, das für Ayurveda aber auch für andere Naturheilkundesysteme zuständig ist (AYUSH). In Deutschland hatte ich bereits mit mehreren AYUSH-Delegationen zu tun gehabt, jedoch waren bislang die Möglichkeiten eines fruchtbringenden Austauschs begrenzt. Nun lagen vier Tage intensiver Arbeit mit den Leitungspersönlichkeiten der Abteilung vor mir und gaben mir die Möglichkeit, die spezifische Situation, in der sich die Ayurveda-Medizin in Deutschland befindet und die konkreten Erfordernisse zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen hierzulande, mit ausreichend Zeit vortragen und diskutieren zu können. Dies war mein inneres Anliegen als ich meine Reise antrat. Denn für Entscheidungsträger in Südasien ist es schwer vorstellbar, mit welchen Herausforderungen wir bei der Etablierung der Ayurveda-Medizin in Deutschland konfrontiert sind. Und die Hoffnung, von der indischen Regierung und der WHO hierbei Unterstützung zu erhalten, war immer noch lebendig.

Ayurveda – Voraussetzungen für die globale Entwicklung

In den letzten 25 Jahren meiner intensiven Beschäftigung mit Ayurveda ist mir klar geworden, dass moderne Industrienationen bei der globalen Anerkennung des Ayurveda eine wichtige Rolle spielen. Die Aktivitäten in den großen Ursprungsländern Indien und Sri Lanka werden in der modernen medizinischen Forschung und bei Entscheidungsträgern unseres Gesundheitssystems nicht wahrgenommen. Es bedarf einer modernen Ayurveda-Forschung und einer Praxis der Ayurveda-Medizin, die die heutigen Bedürfnisse und Gepflogenheiten der modernen Gesellschaften anspricht und gleichzeitig das immense Erfahrungswissen der Ursprungsländer zur Basis hat. Nur in dieser Kombination lässt sich der Ayurveda weltweit wirklich voranbringen.

Insofern war der Ort der Ausrichtung des WHO-Meetings gut gewählt. Es handelte sich um die renommierte Gujarat Ayurved University (GAU), der einzigen Universität weltweit, an der ausschließlich Ayurveda unterrichtet wird – vom Bachelor in Ayurvedic Medicine & Surgery (fünfeinhalb Jahre) über die Promotion (weitere drei Jahre) bis hin zur Habilitation. In Form eines Kompetenzzentrums sind hier alle Fachbereiche der Ayurveda-Medizin in Ausbildung, Klinik und Forschung von hoher Qualität vertreten. Tradition trifft Moderne.

Im J.S. Ayurveda College in Nadiad, Indien

Den über 20 Stunden dauernden Flug legte ich auf den Freitag, damit ich noch einen Teil des  Wochenendes in der nahegelegenen Klinik meines Lehrers Dr. Gupta verbringen konnte. Mich erwartete dort ein Ayurveda-Campus, der sich seit meinem ersten Aufenthalt immens weiterentwickelt hatte. Das Ayurveda College bietet heute staatlich anerkannte postgraduale Ausbildungsmöglichkeiten, z.B. für eine Promotion in Ayurveda-Medizin. Die Bettenanzahl des angeschlossenen Ayurveda-Krankhauses war kürzlich auf 250 ausgebaut worden.

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P.D. Patel Ayurveda Hospital in Nadiad, Indien

Und die Einweihung eines modernen viergeschossigen Gebäudes für akademische Zwecke stand an – in Anwesenheit des Ministerpräsidenten des Bundesstaates Gujarat. Persönlich freute ich mich aber besonders über die Zeit mit der Gupta-Familie, deren Teil ich in den letzten 25 Jahren geworden bin. Und auf die Begegnung mit den Freunden von damals, die von Assistenzärzten zu Professoren, zu Leitern der Forschungsabteilungen und zu Oberärzten aufgestiegen waren. Die Gastfreundschaft Indiens ist kaum in Worte zu fassen und alle Begegnungen füllten mir reichlich das Herz. Ebenso wohltuend war das Grün der üppigen Heilpflanzen, die den Campus schmücken und von lautstarken grünen Papageien, großen weißen Langur-Affen, quirligen Streifenhörnchen und schillernden Kingfisher-Vögeln bevölkert sind.

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Papagei im Campus des J.S Ayurveda College in Nadiad, Indien

Wie bei meiner ersten Rucksackreise in Indien nahm ich den Zug von Nadiad nach Jamnagar, dem Ausrichtungsort des WHO-Meetings: 8 Stunden auf einer Pritsche der einfachsten Klasse, für nur 3 €! Die Fahrt kam mir vor wie ein nostalgisches Bad in der Kultur, die ich während meines Indologie-Studiums und auf den vielen Indienreisen so eingehend kennengelernt hatte. Laut diskutierende bunt gekleidete Menschen, turnende Kinder, proklamierende Verkäufer von duftendem Tee und Curry-Gerichten, in Knäulen verschlungene Schläfer – Indien ist lebendig und sehr divers. Dank meiner Hindi-Kenntnisse hatte ich schnell Bekanntschaft geschlossen mit den Reisenden in meinem Abteil und hielt nach wenigen Minuten bereits eine Einladung für eine Hochzeit im nordindischen Staat Rajasthan in Händen. Dann befasste ich mich noch einmal mit den Dokumenten der WHO. Nach Eintritt der Dunkelheit erzählte mir noch ein hochgewachsener Soldat, der der Sikh-Religion angehört – erkennbar an langem Bart und großem Turban  –, von seinem Dienst an den krisengebeutelten Grenzregionen Indiens.

Ankunft in der Ayurveda-Universität in Jamnagar

Um 21:30 Uhr am Bahnhof von Jamnagar angekommen, das in der Nähe zu Pakistan und nur wenige Kilometer entfernt vom Strand des Golfs von Kacch liegt, erwartete mich ein Ayurveda-Doktorand mit feinem Englisch und brachte mich zu meinem Heritage-Hotel: Einer englischen Villa mit Fischgrätenparkett und hölzerner Freitreppe, komfortabel modernisiert. Dort nahm mich eine Ayurveda-Professorin in Empfang – ausgerüstet mit der Liste der ihr zugeordneten WHO-Referenten – und begleitete mich zum Abendessen, das auf meinen Wunsch wegen der späten Stunde nur aus einer heißen Gewürzmilch bestand. Ich sei der letzte. Die anderen WHO-Gäste seien bereits tagsüber mit dem Flugzeug angereist. Die Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft des gesamten Organisationsteams waren überwältigend. Professionell und gut gelaunt von morgens früh bis spät in die Nacht. Erschöpft fiel ich in einen unruhigen Schlaf, bei dem auch die Klimaanlage mein rauschendes Gemüt nicht zu kühlen vormochte.

Punkt halb acht in der Früh Shuttle zur Universität. Unausgeschlafen mit einer dicken Schicht Jetlag über den Sinnen, aber voller Vorfreude, stieg ich in den Kleinwagen, der zwischen unserem Hotel und dem Tagungsort pendelte. Mit mir im Wagen zwei indische Ärztinnen, die in den USA bzw. Mauritius Ayurveda praktizierten, und ein indischer Kollege, der in Singapur wirkte. Schnell entstand ein reges Gespräch, das uns erahnen ließ, mit welcher Sorgfalt die WHO ihre Gäste ausgewählt hatte. Wir waren die Ersten an der Universität, die ich vor vielen Jahren zu einer Konferenz schon einmal besucht hatte. Damals war es ein eher meditativer Campus mit historischen Gebäuden gewesen, eingebettet in das Grün weitläufiger Medizingärten.

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Dhanvantari-Mandir – historisches Gebäude der Gujarat Ayurved University in Jamnagar, Indien

Das Experten-Meeting der WHO

Wir wurden vor einem modernen 6-stöckigen Gebäude abgesetzt, wo bereits studentische Helfer auf uns warteten und uns mit respektvollen Gesten in das eigens für die Meetings errichtete Konferenzzelt geleiteten. Überall Stelen und Plakate, die das „WHO Consulting Meeting“ ankündigten.

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Elmar Stapelfeldt beim WHO-Expertenmeeting in Jamnagar, Indien

Im Zelt dann Eiseskälte durch das integrierte Klimaanlagensystem und ein weitläufiger hufeisenförmiger Konferenztisch mit Länderflaggen und hochmoderner Mikrofonausstattung. Das Plenum begann mit der Vorstellung der höheren WHO- und AYUSH-Vertreter gefolgt von der rituellen Entzündung der Butterlampe und Verteilung von Rosengestecken. Uns wurde unser Arbeitsauftrag erläutert: drei Gruppen, die alle drei Entwürfe der Richtlinien-Dokumente minutiös durchgehen und optimieren sollten, mit dem Schwerpunkt auf der Fragestellung, welche Berufsgruppen definiert und in welchem Umfang ihre Ausbildung zu gestalten sei. Die Gruppen-Meetings fanden im neuen Universitätsgebäude statt. Im Eingangsbereich blieb ich vor dem Rangoli stehen, das die postgradualen Studenten als Willkommensgruß für uns auf dem Boden gestaltet hatten. Rangolis sind Kunstwerke aus weißem oder farbigem Sand oder Pulver, ähnlich den Mandalas im Tibetischen Buddhismus, die als Schmuck traditionell vor Wohnhäusern aus weißem Kalkpulver angefertigt wurden. Unser Rangoli bestand aus dem fein gezeichneten Logo der WHO im Zentrum ergänzt durch drei weitere Bilderkreise, die die Themenschwerpunkte unserer drei Gruppen symbolisch wiedergaben.

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Rangoli – Bilderkreis aus farbigem Sand

Ich war tief berührt, denn in dieser Geste spiegelte sich für mich die Herzenswärme und Hingabe der indischen Gastfreundschaft wieder, die ich in all den Jahren, in denen ich dieses Land bereist habe, immer wieder so wohltuend erfahren hatte und die ganz im Gegensatz zu den Medienberichten stehen, die wir in Deutschland über Indien geliefert bekommen.

In allen Ländern unterschiedliche Bedürfnisse

Getragen von diesem Anblick ging ich in die Gruppenphase und tatsächlich war jede Menge Durchhaltevermögen gefragt. Von 9 bis 19 Uhr Diskussionen von indischer Intensität, quasi ohne Pause, ausgenommen eines Mittagessens mit hervorragenden nordindischen Gerichten. Und das bei nachwirkendem Jetlag und eingeschränkter Nachtruhe. Es wurde schnell deutlich, dass jedes Land mit völlig unterschiedlichen Bedingungen bei der Umsetzung des Ayurveda zu kämpfen hat. Somit war bei der Festsetzung der Qualitätskriterien in Ausbildung und Praxis wohlüberlegt und inklusivistisch vorzugehen. In Indien existieren universitäre Strukturen und mehr als 400.000 Ayurveda-Ärzte sind zentral registriert. Dr. Mhame hingegen berichtete, dass in seinem Heimatland Tansania, in dem viele Inder seit Generationen leben, Ayurveda zentral gesteuert vom dortigen Gesundheitsministerium in das Gesundheitssystem integriert werden soll. Dr. Kalpana aus Mauritius benötigt Listen von WHO-empfohlenen Ayurveda-Heilmitteln, um Argumente für erleichterte Importbedingungen für ihre umfangreiche Praxis-Tätigkeit zu erhalten. Dr. Anupama baut auf die unterstützende Wirkung der WHO-Dokumente, um Anerkennung für ayurvedische Berufsbilder in den USA zu bekommen, da sie Ayurveda-Kurse an einer Universität in Kalifornien durchführt. Und in Deutschland engagieren wir uns grundsätzlich für die Anerkennung der Ayurveda-Medizin und brauchen Hilfestellung, um Forschungsprojekte, Ayurveda-Professuren und geregelte Ausbildungsprogramme durchführen zu können. Somit rangen wir vier Tage in den Diskussionen um Richtlinien, die alle diese Bedürfnisse berücksichtigen.

Die Ergebnisse

Folgende Ergebnisse wurden dabei erzielt: Der Ayurveda-Practitioner (entspricht einem Ayurveda-Arzt) soll die zentrale Figur unter den Ayurveda-Berufsgruppen darstellen. Mit einer Grundausbildung von mindestens 3.000h (für qualifizierte Ärzte mindestens 2.000h), erweiterbar auf 5.000 bzw. 7.000h hin zur Promotion, ist er zur Diagnose, Prävention und Behandlung sämtlicher Krankheitsbilder befähigt und koordiniert die ganzheitliche Ayurveda-Therapie durch ein Therapeutenteam. Ayurveda-Manualtherpeuten und die sogenannten Ayurveda-Health-Promoter arbeiten auf Weisung des Practitioners. Letztere stellen die Berufsgruppe mit der geringsten Ausbildungszeit dar, nämlich mindestens 1.000h. Sie sollen in verschiedenen Einrichtungen gesundheitsfördernde Maßnahmen des Ayurveda propagieren. Unabhängig vom Practitioner, aber zu seinen Diensten, sollen Ayurveda-Apotheker und Ayurveda-Pfleger arbeiten, beide ebenfalls mit einer Grundausbildung von 2.000. Für die meisten dieser Ayurveda-Berufsgruppen soll es zusätzlich zur Grundausbildung eine Fortgeschrittenenqualifizierung mit weiteren 500 Ausbildungsstunden geben.

Um die Qualität der Ayurveda-Praxis weltweit zu sichern sind umfangreiche Ausbildungen anzustreben und möglichst im Rahmen von Fachhochschulausbildungen international zu institutionalisieren. Jedoch ist dies in Deutschland erst in ferner Zukunft vorstellbar. Die umfangreichste Ausbildung, die es z.Zt. in Deutschland gibt, ist der Master of Science in Ayurveda-Medicine der Rosenberg Europäischen Akademie für Ayurveda in Kollaboration mit einer englischen Universität. Sie umfasst 2.000 Kontaktstunden. Somit habe ich mich intensiv dafür eingesetzt, Unterstützung von AYUSH und der WHO für alle Länder, in denen ähnliche Situationen wie in Deutschland vorherrschen, bei der Entwicklung hin zu diesen optimalen Regelungen der Ausbildung und Praxis zu erhalten. Denn um die Etablierung des Ayurveda in unseren Ländern voranzutreiben, bedarf es Ausbildungsbedingungen, die der gegenwärtigen Situation von Menschen, die sich für Ayurveda interessieren, gerecht werden. Meist handelt es sich um Mediziner und Therapeuten, die im Rahmen ihrer Qualifikation zusätzlich Ayurveda anbieten wollen und durch berufsbegleitende Ayurveda-Ausbildungen auch mit geringeren Stundenzahlen sinnvolle Beiträge für unser Gesundheitssystem leisten können. Ich schlug sogar die Unterstützung von Laienausbildungen vor, da sich Ayurveda in Deutschland über Familien- und Freundeskreise mit einer Fülle von Empfehlungen für die Ernährung und Lebensführung verbreitet und vielen Menschen grundlegende Impulse für ihr körperliches und seelisches Wohlbefinden geschenkt hat.

Qualität und Herz

Ja, ich habe während dieser intensiven Zeit erkannt, dass es beides braucht – Qualitätskriterien für Ausbildung, Forschung und Praxis des Ayurveda auf höchsten internationalen Niveau und gleichzeitig die Verbreitung der vielen gesundheitsfördernden Maßnahmen für den Alltag der Menschen, getragen von dem herzlichen Wohlwollen, das ich in Indien wieder einmal in großem Umfang erfahren durfte. So wundert es nicht, dass zu meinen intensivsten Reiseerinnerungen z.B. das Gartenbuffet zählt, zu dem wir am ersten Abend in Jamnagar eingeladen waren. Viele von den WHO-Experten sangen auf berührende Weise Lieder aus ihren Heimatländern – wohlgemerkt ohne Alkohol und mit rein vegetarischem Buffet. Oder die kilometerlange WhatsApp-Liste mit den unzähligen Grüßen aus den Ländern, zu denen die WHO-Abgeordneten zurückkehrten und über die wir in einem freundschaftlichen globalen Netzwerk verbunden bleiben. Aber vor allem wohl das farbige Rangoli der Studenten, in dem sich für mich die Herzensqualitäten des Ayurveda so deutlich offenbarten.

Ich wünsche den WHO-Richtlinien, dass sie weltweit die Entwicklung der Ayurveda-Medizin unterstützen werden und hoffe, dass dieser Prozess stets von dem Wohlwollen von Mensch zu Mensch getragen ist, welches schon in den ältesten Ayurveda-Texten als die Grundlage für die Praxis des Ayurveda beschrieben wird.“

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